Vom Tellerwäscher zum…

Nachdem ich jetzt in Richmond, einem Vorort von Vancouver, bei der alleinerziehenden Mutter untergekommen bin, fange ich an mich hier in Kanada einzuleben und so ein bisschen in einen Alltag zu kommen. Zu einem großen Teil liegt das sicherlich auch daran, dass ich in einem Restaurant, der Old Spaghetti Factory, einen Job gefunden habe und fünf Schichten in der Woche arbeiten kann.

Während ich in den ersten drei Schichten noch als Tellerwäscherin gearbeitet habe, was wirklich ein sehr anstrengender Beruf ist und ich vor jedem der das länger macht, großen Respekt habe, arbeite ich jetzt als „busser“. Meine Aufgabe liegt darin dreckiges Geschirr abzuräumen und den Tisch wieder neu einzudecken, was hier eine eigene Tätigkeit ist und nicht von den Bedienungen gemacht wird. So bin ich immerhin schon von der Tellerwäscherin zur Tische-Abräumerin aufgestiegen 😉

Es ist auf jeden Fall spannend durch die Arbeit hier einen Einblick in das Berufsfeld der Gastronomie zu bekommen, wobei ich auch froh bin, dass die Arbeit nur temporär ist, da ich meist von nachmittags bis Mitternachts arbeite und gerade am Wochenende, wenn viel Betrieb ist, der Beruf auch echt anstrengend ist. Neben dem Arbeiten bleibt aber auch genug Zeit um von der Stadt etwas zu sehen und die Natur zu genießen. Besonders schön fand ich den Nature Park hier in Richmond, wo Eichhörnchen und viele verschiedene Vögel zu sehen sind.

Im Nature Park in Richmond

Gerade an sonnigen Tagen bin ich aber auch immer wieder fasziniert die schneebedeckten Berge, die Vancouvr umgeben, zu sehen, die sonst, bei bedecktem Himmel, vollkommen in den Wolken verschwinden.

Die Straße, in der ich jetzt lebe, ist direkt am „Highway to heaven“ gelegen. Eigentlich heißt die Straße the 5th Road, aber hier befinden sich sämtliche religiöse Gebäude, die alle nebeneinander gelegen sind, sodass die Straße hier von den Einheimischen auch als Highway to heaven bezeichnet wird. Mich fasziniert daran vor allem, dass es hier möglich ist, dass eine Moschee, neben einem buddhistischen Tempel und einer jüdischen Schule friedlich existieren kann, was gerade bei der aktuellen Nachrichtenmeldungen über religiöse Kriege ein schöner Ausblick ist.

Kanada und vor allem Vancouver sind auch sehr multikulturell geprägt. Hier leben auch sehr viele asiatischstämmige Menschen, sodass neben Englisch und Französisch viele Schilder auch auf Chinesisch geschrieben sind.

Nach langem Hin und Her, hatte ich mich diese Woche dann auch dazu entschieden an einem meiner freien Tage hier in Kanada das erste Mal Ski zu fahren. Grouse Mountain, der von Vancouver schnell erreichbar ist, ist ein sehr beliebtes Skigebiet, sodass ich für einen Tag ein Ticket für den Lift, einen Skikurs und Skiausrüstung gemietet hatte.

Nachdem ich dann in der Skistunde die wichtigsten Grundlagen zum Stoppen, Wenden und Kontrollieren der Skier erhalten hate, wagte ich mich an die erste Piste, die zwar die einfachste nach dem Idiotenhügel ist, aber mit der nicht vorhandenen Vorerfahrung gerade das erste Mal doch sehr steil und lang war. Im Laufe des Nachmittags hatte ich dann aber immer mehr den Dreh raus und genoss es durch den Schnee zu gleiten, einen wundervollen Ausblick auf Vancouver , das Meer und die umliegenden Berge zu haben und sogar noch den Sonnenuntergang vom Gipfel aus zu betrachten.

Zu meiner großen Verwunderung fror ich den ganzen Tag beim Skifahren nicht und zog mir auch überhaupt keine Verletzungen beim Hinfallen zu, wobei ich dazusagen muss, dass es für Anfänger*innen auf jeden Fall sinnvoll ist den Helm bei der Skiausrüstung mit dazuzubuchen (ich hatte das aus Spargründen weggelassen).

Das größte Problem hatte ich eigentlich beim Aufstehen. Nachdem man erstmal hingefallen ist, kommt man sich mit den Skiern ziemlich unbeholfen vor und fühlt sich so ein bisschen wie ein Käfer, der auf den Rücken gefallen ist und nicht mehr von alleine aufstehen kann, aber auch dabei hatte ich mich dann im Laufe des Tages besser gewöhnt.

So bleibt mir von dem Skifahren auf jeden Fall ein tolles Erlebnis in Erinnerung und ein fieser Muskelkater, der wohl noch einige Tage bemerkbar sein wird.

In den drei Wochen, die ich jetzt schon hier in Kanada bin, hat sich viel um mich herum geändert und ich hab schon so einiges gesehen und erfahren.

Eine dieser Erfahrungen ist auch, dass sich generell ein Gefühl von Zuhause schnell einstellen kann, sobald man durch eine Arbeit einen Alltag bekommt und regelmäßig zum gleichen Umfeld und zu den gleichen Leuten zurückkommt.