Zuhause im Nationalpark…

Mein erster Gedake als ich hier in Banff im Nationalpark mit dem Bus angekommen bin, war: Kanada wie aus dem Bilderbuch. Die schneebedeckten Berge der Rocky Mountains, Nadelwälder und unglaublich viele türkis-blaue Gletscheseen und Flüsse. Genauso wie man sich Kanada halt vorstellt und definitiv beeindruckend.

Am Ortsausgang von Banff

Von der Landschaft von völlig überwältigt, bin ich dann erstmal in die Touristeninformation gegangen, um mich über Mehrtageswanderungen und das Campen hier im Nationalpark zu informieren. Das Resultat war allerdings eher ernüchternd, da mir erklärt wurde, dass in den höheren Lagen dieses Jahr einfach noch zu viel Schnee liegt und daher einige Campingplätze und vor allem Wege noch geschlossen sind. So hat mir die Frau dann eher davon abgeraten hier Mehrtagestouren zu machen.

So werden mal wieder die ursprünglichen Pläne verworfen und Neue müssen her. Nachdem ich meine Sachen im Hostel abgeladen habe und ein bisschen durch die Straßen in Banff (eigentlich ist es nur eine lange Straße) gebummelt bin, bekam ich aber das Gefühl, dass ich hier gerne etwas länger bleiben möchte. Banff ist ein kleiner Ort mitten im Nationalpark, der vor allem im Sommer vom Tourismus lebt. Und so hat es auch nur einen Tag gebraucht, bis ich neue Pläne hatte. Auf gut Glück bin ich hier in Banff in die Old Spaghetti Factory gegannen, die es hier gibt und habe mich wieder als Busserin beworben. Nach circa 5 min hatte ich den Job, ohne ein richtiges Vorstellungsgepräch, da ich bereits Erfahrungen als Busserin in der Old Spaghetti Factory in Vancouver vorweisen konnte. Danach hab ich mich dann nach einer Unterkunft in Banf umgeschaut, was definitiv der schwierigere Part war. Da man im Nationalpark nicht mal ebenso neue Häuser bauen kann und der Platz der Stadt begrenzt ist, gibt es wenige und vor allem teure Angebote. Glücklicherweise habe ich jetzt aber für einen Monat einen Raum bei einem Ehepaar im Haus mieten können…und so kann ich jetzt stolz sagen, dass ich im Nationalpark wohne. Ein tolles Gefühl: Das erste Zimmer, was ich mir alleine miete und dann gleich in so einer tollen Umgebung.

Mein improvisierter Plan für den nächsten Monat sieht jetzt also so aus: Ich arbeite drei-vier Schichten in der Woche, um mir die Unterkunft zu leisten und die restlichen Tage mache ich Tageswanderungen und Ausflüge im Nationalpark.

Meine ersten Wandererfahrungen habe ich dann zusammen mit einem Arbeitskollegen Rik gemacht. Während wir uns munter unterhalten haben und die Landschaft genossen haben, sind wir dann plötzlich durch ein kratzendes Geräusch abgelenkt worden. Ungefähr 10 Meter neben uns versuchten gerade zwei kleine Bären einen Baum hochzukletter. So niedlich das jetzt auch klingen mag, zu spaßen ist mit so einer Situation nicht, da die Bärenmutter sehr aggressiv werden kann, wenn man sich so nah an ihren Jungen befindet. So haben wir uns schleunigst auf den Rückweg gemacht… Wir hatten beide nämlich weder Erfahrung mit so einer Situation noch Bärspray dabei. Es gibt also leider keine Fotos von den Bären aber im Nachhinein ist es beeindruckend, dass ich schon an meinem zweiten Tag im Nationalpark Bären gesehen habe. Wirklich Angst hatte ich nicht, aber definitiv großen Respekt.

Und nochmal Neuschnee-im Juni!

Auch in den folgenden Tagen bin ich so dem ein oder anderen wild lebenden Tier begegnet. Vor allem Elche sieht man hier viel und so bin ich sehr froh darüber, dass ich meine Pläne geändert habe und wenigstens auch nicht die ganze Zeit alleine wandere. Von der Arbeit aus, werden sogar manchmal Wanderungen innerhalb der Mitarbeiter*innen organisiert.

Auch wenn Banff als Ort selber relativ voll ist, vor allem von Touristen, muss man sich eigentlich nur ein paar Minuten von der Hauptstraße wegbewegen und schon ist man komplett alleine in grüner Natur und kann den Trubel komplett hinter sich lassen.

Neben den Wanderungen, die ich bisher alleine oder mit Rik (meinem Arbeitskollegen) gemacht habe, habe ich hier in Banff außerdem die Hot Springs besucht. Heutzutage sind sie allerdings eher als eine Art Pool ausgebaut und das Wasser ist bis zu 39 Grad warm. Nach langen Wanderungen oder Arbeitsschichten sind die Hot Springs aber genau der richtige Ort um zu entspannen und die Seele ein bisschen baumeln zu lassen.