Home sweet home…

Nach nur 1 ½ Wochen wieder zu Hause in Deutschland, fühlt sich meine ganze Zeit in Kanada schon wieder sehr weit weg und sehr surreal an. War ich wirklich für ein halbes Jahr weg? Genauso surreal haben sich aber auch die letzten Tage in Kanada angefühlt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen wieder zu Hause zu sein. Je länger ich jetzt zu Hause bin, desto öfter frage ich mich, was sich wirklich langfristig geändert hat und wie ich mich durch meine Zeit in Kanada geändert habe…

Im Großen und Ganzen bin ich natürlich irgendwie die Gleiche… aber ich hatte einfach sehr viel Zeit darüber nachzudenken, wie ich leben will und was mich glücklich macht. Die vielen beeindruckenden Einblicke, die ich durch couchsurfing erleben konnte, haben all diese Denkprozesse unterstützt. Ich konnte in so viele, sehr unterschiedliche Lebensentwürfe blicken und sehen wie all diese Menschen leben… für meine Reise war das definitiv bereichernd. Ich habe noch sehr klar ein Gespräch mit meiner Couchsurferin Michelle vor Auge, indem ich ihr gesagt habe, das ich bewundere, wie sie in ihrem Alltag Arbeit, Sport, soziales Engagement, Musik, Familie und sogar noch couchsurfing alles unter einen Hut kriegt. Sie hat mir da nur geantwortet: „Naja ich liebe das, was ich in meinem Alltag mache, dann ist es auch nicht zu stressig und ich kann viel tun ohne mich selber dabei zu verlieren.“

Für mich war dieses Gespräch eines der wichtigsten in Kanada und es hat dazu geführt, dass ich anstrebe in meinem Leben genau das zu erreichen. Ich will mit dem, was ich mache und wie ich bin glücklich und erfüllt sein, ohne mein persönliches Glück von anderen Menschen, oder von Erfolgen oder Zielen abhängig zu machen. Wie viele Menschen sagen doch, wenn ich das und das habe, bin ich glücklich. Aber ich denke gerade dieses Streben nach dem Glück führt dazu, dass man sich selbst verliert. Ich hatte in Kanada viel Zeit mich auf mich zu besinnen und einfach zu schätzen, was ich in dem Moment hatte, ohne mehr zu verlangen. Man kann auch mit ein paar Klamotten und nur ein bisschen Campingausrüstung im Rucksack sehr glücklich sein. Das einzige was mir gefehlt hat, waren ab und zu Umarmungen und gute Freunde oder die Familie, die mich kennen und unterstützten. Ich habe in Kanada gelernt, Leuten zu vertrauen und über persönliche und bewegende Sachen zu sprechen, auch wenn ich sie erst für ein paar Stunden kannte. Es ist unglaublich, wie viele Leute sich einem öffnen und wie schnell ich eine Verbindung zu Leuten aufbauen konnte. Ein bisschen Schade war es dann immer wieder, wenn ich nach tollen Begegnungen mich von Leuten verabschieden musste und eigentlich wusste, dass ich sie höchstwahrscheinlich nie wieder in meinem Leben sehen werde. Manchmal bleibt einem halt nur die Erinnerung an den Moment! Für ein halbes Jahr alleine zu reisen, heißt natürlich auch, komplett für sich alleine zu sorgen und sich allein zu organisieren, sich aus dem bequemen Rahmen von zu Hause wegzubewegen und Selbst-verantwortlich zu sein. Diese Erfahrungen und das Vertrauen, dass ich all das für mich selbst geschafft habe, lässt mich jetzt auch viel ruhiger und unbesorgter in einen eigenen Alltag blicken…

Vor meiner Reise hatte ich das Ziel mich mal von allem Komfort zu Hause wegzubewegen und ein bisschen in ein Abenteuer zu starten. Jetzt, ein halbes Jahr später, würde ich sagen, ich habe das Ziel erreicht und noch so viel mehr gelernt. Wie viel ich wirklich gelernt habe, werde ich vielleicht auch erst mit der Zeit feststellen.