Von Loonie’s und Toonie’s

Da Work & Travel ja nicht nur aus dem Reisen, sondern wie der Name schon sagt auch aus Arbeiten besteht, dachte ich schreibe ich mal einen Blogbeitrag über meine Arbeit und meinen Alltag hier.

Ich arbeite jetzt seit ungefähr vier Wochen in der Old Spaghetti Factory und bin sehr froh, dass ich nach den ersten drei Schichten als Tellerwäscherin nun als Busser weiterarbeiten durfte.

Auch diese Arbeit ist nicht besonders kompliziert, nur körperlich am Ende der Schicht ein bisschen anstrengend. Eigentlich besteht meine Hauptaufgabe darin, durch das Restaurant zu gehen, das benutzte Geschirr aufs Tablett zu räumen, das dann den Tellerwäschern zu bringen und anschließend den Tisch abzuwischen und neu mit Messern, Gabeln und Löffeln einzudecken. Dabei lernt man dann auch wie man 30 Messer, Gabeln und Löffel gleichzeitig in einer Hand halten kann. Nicht wahsinnig bereichernd, aber vielleicht ganz nützlich. Bei der Arbeit bin ich dann auch doch immer wieder aufs Neue erstaunt, wie die Gäste es schaffen, innerhalb kürzester Zeit die Spaghetti und ihr sonstiges Essen überall im Restaurant zu verteilen.

Leider kriege ich auch jede Schicht aufs Neue wieder mit, wie viel von dem Essen im Müll landet und ich mich dann frage, warum die Leute sich noch ein Eis oder Brot zum Essen bestellen, wenn sie es nicht mal annäherungsweise anrühren. Diesen verschwenderischen Lebensstil, über den ich mich persönlich ziemlich ärgere, gibt es leider nicht nur in Deutschland, sondern genauso auch hier in Kanada.

Nun zu den schönen Seiten, die der Job mit sich bringt. Das Trinkgeld. Ich bin zwar keine Kellnerin und kriege daher kein Trinkgeld von den Gästen persönlich, aber die Kellner*innen geben einen gewissen Prozentsatz des Geldes an die Busser und das Küchenpersonal weiter, was ich sehr gerecht finde, schließlich arbeiten ja alle dafür, dass die Gäste zufrieden sind. Im Laufe des Abends bekomme ich also von jedem Kellner und jeder Kellnerin mein Trinkgeld, sodass meine Schürze dann voll von Kleingeld und 5 $ Scheinen ist und es dann immer ein bisschen klimpert wenn man rumgeht (ein sehr zufriedenstellendes Gefühl). Die 1$ Münze wird hier übrigens auch „Loonie“ genannt und die 2$ Münze „Toonie“ und von denen kriegt man als Trinkgeld eine ganze Menge.

Beim Fischerdorf Steveston

Ab und zu kommt es dann auch mal vor, dass einer der Kellner*innen mich bittet den Gästen ein Getränk oder ein Baguette zu bringen. Da freue ich mich dann immer tierisch wenn ich mal mit den Gästen direkt in Kontakt komme. Obwohl die Arbeit relativ eintönig ist und auch mal ziemlich stressig werden kann, bin ich sehr zufrieden den Job zu haben. Die anderen aus dem Team sind sehr nett und gerade wenn das Restaurant dann schließt und keine Gäste mehr da sind, macht das Arbeiten besonders Spaß, wo man nett mit den anderen Bussern quatscht und witzelt.

Normalerweise arbeite ich fünf Schichte die Woche, an vier Tagen, weil ich an einem Tag eine Doppelschicht habe. Außer bei der Doppelschicht arbeite ich sonst immer von Nachmittags bis Nachts (so bis 11 oder 12 Uhr nachts). Das ist sicherlich auch ein Grund dafür, warum Berufe in der Gastronomie häufiger von jungen Leuten ausgeübt werden. Jedenfalls habe ich so drei Tage in der Woche komplett frei (wenn ich nicht wie momentan Extraschichten übernehme…) und da bleibt dann immer Zeit Schlaf aufzuholen und ein bisschen von der Umgebung zu sehen. Mit dem Fahrrad was mir Jamie (die alleinerziehende Mutter) geliehen hat, bin ich auch relativ mobil, sodass ich mal eine Fahrradtour am Deich entlang zu dem Fischerdorf Steveston gemacht habe oder nochmal nach Vancouver Downtown, zum Stanley Park und zur Lions Bridge geradelt bin.

Stanley Park in Vancouver
Lions Bridge in Vancouver

Auch hier lässt sich langsam der Frühling blicken und so konnte ich meine ersten kanadischen Krokusse bewundern und bei immer besserem Wetter die Reiselust für Vancouver Island sammeln, was mein nächstes Reiseziel sein wird.