Home sweet home…

Nach nur 1 ½ Wochen wieder zu Hause in Deutschland, fühlt sich meine ganze Zeit in Kanada schon wieder sehr weit weg und sehr surreal an. War ich wirklich für ein halbes Jahr weg? Genauso surreal haben sich aber auch die letzten Tage in Kanada angefühlt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen wieder zu Hause zu sein. Je länger ich jetzt zu Hause bin, desto öfter frage ich mich, was sich wirklich langfristig geändert hat und wie ich mich durch meine Zeit in Kanada geändert habe…

Im Großen und Ganzen bin ich natürlich irgendwie die Gleiche… aber ich hatte einfach sehr viel Zeit darüber nachzudenken, wie ich leben will und was mich glücklich macht. Die vielen beeindruckenden Einblicke, die ich durch couchsurfing erleben konnte, haben all diese Denkprozesse unterstützt. Ich konnte in so viele, sehr unterschiedliche Lebensentwürfe blicken und sehen wie all diese Menschen leben… für meine Reise war das definitiv bereichernd. Ich habe noch sehr klar ein Gespräch mit meiner Couchsurferin Michelle vor Auge, indem ich ihr gesagt habe, das ich bewundere, wie sie in ihrem Alltag Arbeit, Sport, soziales Engagement, Musik, Familie und sogar noch couchsurfing alles unter einen Hut kriegt. Sie hat mir da nur geantwortet: „Naja ich liebe das, was ich in meinem Alltag mache, dann ist es auch nicht zu stressig und ich kann viel tun ohne mich selber dabei zu verlieren.“

Für mich war dieses Gespräch eines der wichtigsten in Kanada und es hat dazu geführt, dass ich anstrebe in meinem Leben genau das zu erreichen. Ich will mit dem, was ich mache und wie ich bin glücklich und erfüllt sein, ohne mein persönliches Glück von anderen Menschen, oder von Erfolgen oder Zielen abhängig zu machen. Wie viele Menschen sagen doch, wenn ich das und das habe, bin ich glücklich. Aber ich denke gerade dieses Streben nach dem Glück führt dazu, dass man sich selbst verliert. Ich hatte in Kanada viel Zeit mich auf mich zu besinnen und einfach zu schätzen, was ich in dem Moment hatte, ohne mehr zu verlangen. Man kann auch mit ein paar Klamotten und nur ein bisschen Campingausrüstung im Rucksack sehr glücklich sein. Das einzige was mir gefehlt hat, waren ab und zu Umarmungen und gute Freunde oder die Familie, die mich kennen und unterstützten. Ich habe in Kanada gelernt, Leuten zu vertrauen und über persönliche und bewegende Sachen zu sprechen, auch wenn ich sie erst für ein paar Stunden kannte. Es ist unglaublich, wie viele Leute sich einem öffnen und wie schnell ich eine Verbindung zu Leuten aufbauen konnte. Ein bisschen Schade war es dann immer wieder, wenn ich nach tollen Begegnungen mich von Leuten verabschieden musste und eigentlich wusste, dass ich sie höchstwahrscheinlich nie wieder in meinem Leben sehen werde. Manchmal bleibt einem halt nur die Erinnerung an den Moment! Für ein halbes Jahr alleine zu reisen, heißt natürlich auch, komplett für sich alleine zu sorgen und sich allein zu organisieren, sich aus dem bequemen Rahmen von zu Hause wegzubewegen und Selbst-verantwortlich zu sein. Diese Erfahrungen und das Vertrauen, dass ich all das für mich selbst geschafft habe, lässt mich jetzt auch viel ruhiger und unbesorgter in einen eigenen Alltag blicken…

Vor meiner Reise hatte ich das Ziel mich mal von allem Komfort zu Hause wegzubewegen und ein bisschen in ein Abenteuer zu starten. Jetzt, ein halbes Jahr später, würde ich sagen, ich habe das Ziel erreicht und noch so viel mehr gelernt. Wie viel ich wirklich gelernt habe, werde ich vielleicht auch erst mit der Zeit feststellen.

Ein sonniger Abschied

Nach über 19 Stunden Busfahrt von Banff nach Vancouver stellte ich mal wieder fest, dass das Reisen neben den vielen schönen und bereichernden Erfahrungen auch anstrengend sein kann. Tabea und ich hatten wieder einmal das Problem einen Schlafplatz  zu finden, da in Vancouver sämtliche Hostels ausgebucht waren. Wir sind dann kürzlich noch bei einem Couchsurfer untergekommen, der sehr offensichtlich sehr bekifft war, aber da wir nicht wirklich eine andere Option hatten und der Typ ansonsten auch ganz nett war, blieben wir für eine Nacht. So sehr ich Kanada und das Reisen auch genieße, merke ich jetzt einfach, dass es Zeit wird wieder nach Hause zu gehen und dort mit dem Studium meinen neuen Lebensabschnitt zu starten.

Nachdem ich mich von Tabea verabschiedet hatte, blieb ich noch für weitere vier Tage in Vancouver bei Michelle, einer Couchsurferin, die ich im April kennengelernt hatte. Die Zeit bei ihr war definitiv eine sehr wertvolle für mich. Ich hatte nach längerer Zeit einfach mal wieder den Komfort einer Dusche und einer Couch und konnte mich von der langen Busfahrt erholen.

Da ich Vancouver schon im Winter gesehen hatte und einiges kannte, verbrachte ich auch mehr Zeit mit Michelle und ihrer Familie und Freunden und weniger mit Sightseeing. Es hat mich unglaublich berührt wie Michelle mir so viele unterschiedliche Teile ihres Lebens gezeigt hat und ich habe mich auch mehr wie eine Freundin gefühlt, als wie eine Couchsurferin.

Ich hatte mir dann überlegt, dass ich meine letzte Woche in Kanada noch etwas ruhiger verbringen will, um für mich die Reise abschließen zu können, sodass ich von Vancouver aus eine Fähre nach Salt Spring Island nahm. Das ist eine kleinere Insel zwischen dem Festland und Vancouver Island. Über couchsurfing fand ich dann für 6 Nächte eine nette Frau bei der ich mit auf ihrem Grundstück campen konnte. Zusammen mit ihrem Sohn campte sie auch während der Sommermonate und so konnte ich in ihrem Gastzelt übernachten, morgens eine Dusche unter freiem Himmel im Wald haben und ein bisschen das Hippie-Leben mit ihr auf Salt Spring Island genießen. Weil ich ihr gerne etwas für ihre Großzügigkeit und Gastfreundschaft zurückgeben wollte, passte ich zwischendurch immer mal wieder für ein paar Stunden auf ihren kleinen 5 jährigen Sohn auf.

Der Einblick in dieses sehr freie Hippie-Leben war sehr bereichernd und ich genoss es total. Die Leute hier sind alle sehr aufgeschlossen. Trampen ist auf der Insel ganz normal und ich musste auch nie länger als 5 min warten. Allgemein wird hier ein friedliches und vertrauensvolles Leben geführt und viel auf die Natur und die Tiere geachtet, sodass es überall auf der Insel Bio-Farmen gibt.

Für mich war Salt Spring Island ein wunderbarer Platz um meine Reise für mich abzuschließen und zu reflektieren, was sich in dem letzten halben Jahr für mich verändert hat und inwiefern es mich weitergebracht hat. Um den Rahmen dieses Artikels nicht komplett zu sprengen und um die richtigen Worte für die ganzen Erfahrungen der Reise zu finden, werde ich hierüber aber noch in einem separaten Artikel schreiben wenn ich dann wirklich wieder in Deutschland bin. Momentan bin ich noch im Flugzeug und fliege gerade über das Hudson Bay…

Von Feuerwerken und Feuer

Der letzte Monat in Kanada hat für mich in Banff mit der Feier des „Canada Day“ angefangen und war gleichzeitig auch mein letzter Tag hier. Da dieses Jahr sogar noch das 150-jährige Jubiläum Kanadas war, wurde der Tag noch größer gefeiert. Am Vormittag gab es eine Parade und alle Menschen waren in den Farben rot und weiß oder mit einem Ahornblatt bekleidet. Zusammen mit Tabea, mit der ich auch am nächsten Tag weiter nach Jasper reisen wollte, genoss ich die Feier und am Abend noch das Feuerwerk.

Da sämtliche Unterkunftsräume für den Canada Day ausgebucht waren und ich auch meinen Raum verlassen musste, schlief ich die Nacht einfach zusammen in einem Hostelbett mit Tabea. Von Banff aus trampten wir dann weiter. In Kanada ist es auch nicht sonderlich schwer eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Vor allem nicht als zwei junge Mädchen mit riesigen Rucksäcken. Nach einer Stunde hatten wir dann ein deutsches Ehepaar gefunden, welches uns freundlicherweise mitnahm. Angelika und Reiner waren auch sehr nett und dadurch, dass sie an jedem Sightseeingspunkt entlang der Straße anhielten, hatten wir die Möglichkeit all diese Naturschönheiten zu sehen an denen ein Bus nie angehalten hätte. Allgemein führte das zwar auch dazu, dass wir erst einen Tag später in Jasper ankamen als geplant, aber das war für uns natürlich kein Problem.

In Jasper angekommen hatten wir uns dafür entschieden zu einem backcountry Campingplatz zu wandern. Backcountry heißt in dem Fall nur, dass es ein Campingplatz ist, der nur zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Pferd erreicht werden kann. Ein richtiger Campingplatz war es in dem Sinne auch nicht, weil wir weder Wasser noch Sanitäranlagen hatten. So wurde unsere erste Nacht in Jasper und auch die Wanderung in der Wildnis abenteuerlich und durch eine weitere Begegnung mit einem Bären, der diesmal nur 1 m entfernt war, gekrönt. Das einzig nervige an unseren backcountry Erfahrungen, die sich über drei Wandertage streckte, waren dann die Mosquitos. Sehr aggressive Mosquitos, die den ganzen Tag erbarmungslos zustechen. Wir konnten auf unserer Wanderung durch diese Plage nicht mal eine Trinkpause machen. Jede Minute stehen bleiben, bedeutete zehn neue Stiche. Wir beide haben irgendwann aufgehört mitzuzählen, hatten am Ende aber jeder an die 60 Stiche und waren dann geradezu erleichtert im Ort anzukommen und der Plage ein bisschen zu entgehen.

Da wir beide es sehr genossen nach einer längeren Zeit alleine mal mit jemandem zusammen zu reisen und uns auch echt gut verstanden, entschieden wir auch weiterhin zusammen zu bleiben und so verwarf ich den Plan nach Edmonton oder Calgary zu fahren, was eh nur große Städte wären. Wir buchten stattdessen nach gut Glück und ohne einen wirklich konkreten Plan einen Bus von Jasper nach Kamloops, was wieder etwas westlicher in Kanada liegt.

Da der Bus um 5 Uhr morgens fuhr, dachten wir uns wir sparen uns die Übernachtungskosten  und machen einfach die Nacht durch.  Der Mac Donalds, der 24 Stunden geöffnet hatte und wo der Kaffee günstig und das Nachfüllen sogar noch günstiger war, kam uns da sehr entgegen. Der Bus nach Kamloops hatte leider eine 1 1/2 stündige Verspätung und so langsam konnte das Koffein die Müdigkeit nicht mehr verhindern. Auf dem Weg Richtung Kamloops erfuhren wir dann auch den Grund der Verspätung. Waldbrände ! Es ist unbeschreiblich wie weit sich der Rauch hier in Kanada verteilt. Im Umkreis von 500 km kann der Rauch sich ausbreiten und die Umgebung vernebeln. Allerdings konnten wir sogar vom Bus aus einige Flammen im Wald erkennen.

In Kamloops angekommen war dann von den umliegenden Bergen wenig zu sehen und auch die Stadt gefiel uns nicht sonderlich. Kurzerhand gingen wir über den Campingplatz und fragten andere Camper, ob sie zufällig weiter östlich fahren und noch zwei Plätze frei hätten. Unser Plan ging auf und wieder war es eine deutsche Familie, die uns in ihrem Wohnmobil bis nach Revelstoke mitnehmen konnte. Zusammen mit der Familie unternahmen wir noch eine Wanderung auf Mount Revelstoke, der in einigen Teilen sogar noch mit Schnee bedeckt war. Nach zwei weiteren Tagen in Revelstoke auf dem Campingplatz geht es jetzt noch weiter östlich nach Golden und da unsere Taktik letztes Mal so gut aufgegangen war, gingen wir wieder über den Campingplatz und fragten uns nach einer Mitfahrgelegenheit durch.

Unser Ziel ist dann für den 17 Juli wieder Banff, wo wir noch unseren letzten paycheck von der Arbeit abholen müssen, bevor wir dann den Bus nach Vancouver nehmen und Tabea und ich uns erstmal trennen müssen, da ihr Flug nach Deutschland schon am 19. Juli geht. Ich habe dann noch ein paar letzte Tage in Kanada, bevor auch ich das Flugzeug nehme.

Bären und Kater

Je länger ich hier im Nationalpark bin, desto mehr werden mir hier die krassen Gegensätze bewusst.

Auf der einen Seite bin ich mitten in der Natur, habe mittlerweile schon 7 Bären gesehen und gewöhne mich langsam an das Wildleben hier. Es scheint mir sogar des Öfteren so, als dass nicht die Menschen hier die Regeln vorgeben, sondern die Tiere, da man des Öfteren Wanderungen abbrechen muss oder Wege aufgrund der Bärenaktivität gesperrt sind. Und ich bin auch sehr froh darüber, dass ich hier an einem Ort bin, wo den Tieren und der Natur zuliebe dem Menschen Grenzen aufgezeigt werden.

Auf der anderen Seite ist Banff für das Partyleben und den regen Tourismus bekannt. Gerade die Einheimischen feiern hier eher am Sonntag, so dass er auch als „Sunday Funday“ bekannt ist und ich öfters gefragt werde was ich für den Abend vorhabe.

So hab ich hier auch das erste Mal eine kanadische Party miterlebt, die sogar noch von meinem Arbeitgeber veranstaltet wurde. Mit sämtlichen Mitarbeitern hab ich somit im Restaurant gefeiert. Auch wenn die Kanadier was Alkohol angeht etwas strenger sind, wurde auf der Feier ähnlich gebechert wie in Deutschland und am nächsten Arbeitstag hatte die Hälfte der Mitarbeiter einen Kater. 

An einem meiner freien Tage bin ich als Tagesausflug dann auch nach Lake Louise gefahren, was wohl einer der bekanntesten Orte in den kanadischen „Rockies“ (Rocky Mountains) ist. Der See ist vor allem für seine wunderschöne türkisblaue Farbe bekannt, die durch das Schmelzwasser der Gletscher zustande kommt. Da ich an einem wunderschönen Sommertag am Lake Louise war, war der See nur so mit Touristen überfüllt, die natürlich alle ein Selfie vor dem See haben wollte und mir war der Trubel eindeutig zu viel. So bin ich bei einer Wanderung ein bisschen dem Trubel entkommen und hoch zu einem weiteren See gewandert auf dem sogar noch etwas Eis und umliegender Schnee zu sehen war. Ich hatte an dem Tag auf jeden Fall das Gefühl die schönen Farben der Seen nicht auf meinen Fotos einfangen zu können.

Da Banff auf einer Höhe von 1400 m liegt, kann das Wetter hier von dem einen auf den anderen Tag auch komplett umschlagen, sodass ich an einem Mittwoch noch 30 Grad genoss und am Samstag wieder Neuschnee in den Bergen lag, was zwar durchaus beeindruckend war, aber dennoch wollte ich einfach keinen Schnee mehr im Juni! Meine bisher größte Wandertour in Banff hab ich jetzt erst gestern mit zwei anderen deutschen Reisenden unternommen. Die 11 stündige Wandertour führte uns auf den Mount Roundle. Während der Anfang des Weges  noch angenehm durch den Wald führte und die Steigung durch die Serpentinen sehr erträglich war, wurde der Weg nachdem wir die Baumgrenze überwunden hatten eine echte Zumutung. Ehrlich gesagt gab es auch keinen richtigen Weg mehr. Der Anstieg ging jetzt nur über Geröll, Schotter und lose Steine und so dachte man im ein oder anderen Moment echt komplett abzuschmieren. Die ganze Mühe hat sich allerdings sehr bezahlt gemacht. Auf dem Gipfel angekommen, konnten wir bestaunen wie der Berg einfach als senkrechte Bergwand steil bergab ging und durch den gigantisch starken Wind, der da oben (2945m) wehte, taten wir besser daran uns hinzusetzen, um Unfälle zu vermeiden.

Jetzt ist mein Monat hier in Banff schon fast wieder vorbei und definitiv sehr schnell vergangen. Ich hab sowohl die Arbeit als auch die Freizeit hier genossen und bin froh darüber meine ursprünglichen Pläne geändert zu haben. Meine Zeit hier in Kanada neigt sich nun auch immer mehr dem Ende zu und so ist mein letzter Monat eher wieder etwas durchgeplanter. Nachdem ich am 1. Juli noch den „Canada Day“ hier in Banff feiern will, habe ich mir überlegt zusammen mit einer anderen deutschen Backpackerin, die ich auf der Arbeit kennengelernt habe, nach Jasper zu fahren und so nochmal im Jasper Nationalpark zu campen. Anschließend will ich mir noch die Städte Edmonton und Calgary angucken, bevor es für mich dann wieder nach Vancouver geht…

Zuhause im Nationalpark…

Mein erster Gedake als ich hier in Banff im Nationalpark mit dem Bus angekommen bin, war: Kanada wie aus dem Bilderbuch. Die schneebedeckten Berge der Rocky Mountains, Nadelwälder und unglaublich viele türkis-blaue Gletscheseen und Flüsse. Genauso wie man sich Kanada halt vorstellt und definitiv beeindruckend.

Am Ortsausgang von Banff

Von der Landschaft von völlig überwältigt, bin ich dann erstmal in die Touristeninformation gegangen, um mich über Mehrtageswanderungen und das Campen hier im Nationalpark zu informieren. Das Resultat war allerdings eher ernüchternd, da mir erklärt wurde, dass in den höheren Lagen dieses Jahr einfach noch zu viel Schnee liegt und daher einige Campingplätze und vor allem Wege noch geschlossen sind. So hat mir die Frau dann eher davon abgeraten hier Mehrtagestouren zu machen.

So werden mal wieder die ursprünglichen Pläne verworfen und Neue müssen her. Nachdem ich meine Sachen im Hostel abgeladen habe und ein bisschen durch die Straßen in Banff (eigentlich ist es nur eine lange Straße) gebummelt bin, bekam ich aber das Gefühl, dass ich hier gerne etwas länger bleiben möchte. Banff ist ein kleiner Ort mitten im Nationalpark, der vor allem im Sommer vom Tourismus lebt. Und so hat es auch nur einen Tag gebraucht, bis ich neue Pläne hatte. Auf gut Glück bin ich hier in Banff in die Old Spaghetti Factory gegannen, die es hier gibt und habe mich wieder als Busserin beworben. Nach circa 5 min hatte ich den Job, ohne ein richtiges Vorstellungsgepräch, da ich bereits Erfahrungen als Busserin in der Old Spaghetti Factory in Vancouver vorweisen konnte. Danach hab ich mich dann nach einer Unterkunft in Banf umgeschaut, was definitiv der schwierigere Part war. Da man im Nationalpark nicht mal ebenso neue Häuser bauen kann und der Platz der Stadt begrenzt ist, gibt es wenige und vor allem teure Angebote. Glücklicherweise habe ich jetzt aber für einen Monat einen Raum bei einem Ehepaar im Haus mieten können…und so kann ich jetzt stolz sagen, dass ich im Nationalpark wohne. Ein tolles Gefühl: Das erste Zimmer, was ich mir alleine miete und dann gleich in so einer tollen Umgebung.

Mein improvisierter Plan für den nächsten Monat sieht jetzt also so aus: Ich arbeite drei-vier Schichten in der Woche, um mir die Unterkunft zu leisten und die restlichen Tage mache ich Tageswanderungen und Ausflüge im Nationalpark.

Meine ersten Wandererfahrungen habe ich dann zusammen mit einem Arbeitskollegen Rik gemacht. Während wir uns munter unterhalten haben und die Landschaft genossen haben, sind wir dann plötzlich durch ein kratzendes Geräusch abgelenkt worden. Ungefähr 10 Meter neben uns versuchten gerade zwei kleine Bären einen Baum hochzukletter. So niedlich das jetzt auch klingen mag, zu spaßen ist mit so einer Situation nicht, da die Bärenmutter sehr aggressiv werden kann, wenn man sich so nah an ihren Jungen befindet. So haben wir uns schleunigst auf den Rückweg gemacht… Wir hatten beide nämlich weder Erfahrung mit so einer Situation noch Bärspray dabei. Es gibt also leider keine Fotos von den Bären aber im Nachhinein ist es beeindruckend, dass ich schon an meinem zweiten Tag im Nationalpark Bären gesehen habe. Wirklich Angst hatte ich nicht, aber definitiv großen Respekt.

Und nochmal Neuschnee-im Juni!

Auch in den folgenden Tagen bin ich so dem ein oder anderen wild lebenden Tier begegnet. Vor allem Elche sieht man hier viel und so bin ich sehr froh darüber, dass ich meine Pläne geändert habe und wenigstens auch nicht die ganze Zeit alleine wandere. Von der Arbeit aus, werden sogar manchmal Wanderungen innerhalb der Mitarbeiter*innen organisiert.

Auch wenn Banff als Ort selber relativ voll ist, vor allem von Touristen, muss man sich eigentlich nur ein paar Minuten von der Hauptstraße wegbewegen und schon ist man komplett alleine in grüner Natur und kann den Trubel komplett hinter sich lassen.

Neben den Wanderungen, die ich bisher alleine oder mit Rik (meinem Arbeitskollegen) gemacht habe, habe ich hier in Banff außerdem die Hot Springs besucht. Heutzutage sind sie allerdings eher als eine Art Pool ausgebaut und das Wasser ist bis zu 39 Grad warm. Nach langen Wanderungen oder Arbeitsschichten sind die Hot Springs aber genau der richtige Ort um zu entspannen und die Seele ein bisschen baumeln zu lassen.

Summerfeeling in Kanada

Von Penticton aus habe ich mich also weiter südlich mit meinem Rad und meinen sieben Sachen auf den Weg gemacht, wobei ich an vielen Seen und Weinbergen vorbeigefahren bin und meistens auch das Glück hatte bei strahlendem Sonnenschein zu fahren.

Trotz dieser guten Grundvoraussetzungen wurde mir das Fahrradfahren vor allem durch zwei Dinge erschwert. Einerseits war das ein sehr starker Gegenwind über einige Fahrtage hinweg, sodass ich zeitweilig das Gefühl hatte mit meinem Rad und meinem großen Rucksack auf dem Rücken gar nicht wirklich von der Stelle zu kommen. Und andererseits hat sich die eher geringe Qualiät meines Fahrrads dann durchen einen Platten bemerkbar gemacht. Mitten zwischen zwei Orten und spät am Nachmittag. So beschloss ich einfach direkt neben dem Fahrradweg an einem Fluss mein Zelt aufzubauen. Es braute sich nämlich auch gerade ein Gewitter zusammen und ich wollte ungern nass werden. Das Problem Platten verschob ich also nach dem Motto Prokrastination auf den nächsten Morgen.

So verbrachte ich den nächsten Vormittag damit mein Fahrrad am Highway entlang zu schieben, auf dem Weg zum nächsten Ort Osoyoos. Und wie das auf meiner Reise öfter der Fall ist, nach ein bisschen Pech, hab ich dann wieder Glück. Das bestand diesmal darin, dass ich von anderen Fahrradfaherinnen am Highway aufgelesen wurde und sie mir mit Werkzeug und einem Flicken halfen mein Rad zu reparieren. Als ich das erledigt hatte und mich eigentlich auf die Suche nach einem Hostel machen wollte, traf ich eine Frau, die mir zwar sagte, dass es kein Hostel in Osoyoos gibt, ich aber bei ihr übernachten könne. Ich bin echt immer wieder aufs Neue von dieser Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Kanadier beeindruckt.

Ein Tagestripp

So verbrachte ich in Osoyoos ein paar schöne Tage in Gesellschaft von Trudy und Marvin, machte ein Tagesausflug in die USA, sodass in meinem Visum jetzt ein kanadischer und amerikanischer Stempel ist, und gönnte mir eine Weinprobe, bei der ich mich durch fünf verschiedenen Weinsorten probieren durfte. Da Osoyoos der südlichste Punkt des Orkanagan Valley ist, wollte ich mich von hier entlang der westlichen Seite des Sees zurück Richtung Kelowna auf den Weg machen. Dieser Weg führte mich durch die kleinen Orte Summerland und Peachland. Die gute Laune, die beim Fahrradfahren entlang des Sees bei sommerlichen 25 Grad aufkam, wurde zwischendurch nur durch einen zweiten Platten und mein Fahrradschloss, was sich absolut nicht mehr aufschließen ließ und dann aufgebrochen werden musste, getrübt. Alles in allem bin ich sehr froh mich dafür entschieden zu haben hier mit dem Rad zu reisen. Dadurch bin ich einfach mit so vielen Einheimischen ins Gespräch gekommen, was nicht möglich gewesen wäre, wenn ich den Bus oder das Auto genommen hätte.

So habe ich die Gelegenheit auf meiner Reise nicht nur neue Landschaften zu erkunden, sondern auch mit den verschiedensten Menschen in Kontakt zu kommen. Das Reisen kann also in mehreren Hinsichten ein Lernen sein.

Nach nicht ganz wenig Ärger mit dem Fahrrad bin ich dann jetzt aber auch froh, dass meine Fahrradtour im Orkanagan Valley und auch wieder in Kelowna endet und ich das Fahrrad verkaufe, bevor ich mich in den nächsten Tagen in Richtung Banff Nationalpark au den Weg machen werde.

Auf den Spuren des Kettle Valley Trails

Nach Vancouver Island und dem Regenwald hat es mich jetzt in eine landschaftlich ganz andere Region Kanadas verschlagen. Das Orkanagan Valley, was ungefähr vier Fahrstunden östlich von Vancouver liegt, allerdings immer noch in der westlichstesn Provinz Kanadas (British Columbia) gelegen ist. Das Orkanagan Valley ist vor allem für das warme Klima und den damit verbundenen Anbau von Wein und Obst bekannt (Ja… auch in Kanada wird Wein angebaut 😉 )

So bin ich also nach 7 1/2 Fahrstunden und einer Nacht im Bus am nächsten Morgen in Kelowna angekommen. Kelowna ist die größte Stadt hier im Orkanagan Valley, trotzdem aber einigermaßen überschaubar. Ich hatte mir relativ spontan überlegt, dass ich das Orkanagan Valley mit dem Fahrrad erkunden will, sodass ich noch am selben Tag in einen kanadischen Baumarkt ging und mir für umgerechnet 70 € in günstiges Fahrrad kaufte. Ein richtiges Schnäppchen, wenn man überlegt, dass es an die 20 € kostet ein Fahrrad für einen Tag zu mieten. Nun bin ich also stolze Besitzerin eines „Mountain Bikes“ und damit relativ mobil.

Nachdem ich noch ein paar Tage bei Verwandten meiner lieben Freundin Tina in Kelowna verbracht habe, ging dann auch meine Fahrradtour auf dem Kettle Valley Trail, einer stillgelegten Zugstrecke, los.

Von Kelowna bis in die nächste Stadt Penticton war ich 80km auf dieser Route unterwegs, was vor allem dadurch verlangsamt wurde, dass der Schnee in den Bergen erst jetzt zu schmelzen begonnen hatte und ich mich daher durch viele überschwemmte Gebiete kämpfen musste. Irgendwie hat das Wetter hier in Kanada sich überlegt sich eher von einer sehr untypischen Art zu zeigen. Im Winter der Schnee in Vancouver, was schon sehr ungewöhnlich war und nun die Überschwemmungen im Orkanagan Valley, was auch seit 15 Jahren nicht mehr der Fall war. Anfangs hatte ich noch den Ehrgeiz trockene Schuhe und Socken zu behalten, was irgendwann allerdings einfach nicht mehr möglich war und als mein Fahrrad mitsamt meinem kleinen Rucksack, indem sich natürlich die Elektronikgeräte und mein Portmonee befanden, im Wasser landete, machte ich mir wenigstens um die nassen Socken keine Gedanken mehr. Da ich durch meinen großen Rucksack, den ich beim Fahrradfahren auf dem Rücken tragen musste, war ich erheblich langsamer und machte so auch meine erste Wildcampingerfahrungen hier in Kanada. Ich war sehr froh nachts nicht von einem Bären geweckt worden zu sein.

Am darauffolgenden Tag hatte ich die schlechtesten Abschnitte des Weges bereits hinter mir und von nun an ging es stetig bergab (…also der Weg). Das steigerte definitiv meine Laune für meine Tour und so konnte ich die zweite Nacht Wildcampen schon mit einer schönen Aussicht auf den See und einem Becher Wein, den mir andere Wildcamper spendierten, viel mehr genießen. In Penticton angekommen, kam ich dann erstmal für zwei Nächte in einem Hostel unter, um meine ganzen Sachen wieder zu trocknen, bevor ich meine Fahrradtour dann weiter südlich in Richtung der amerikanischen Grenze fortsetzte. Entlang See, Weinbergen und Obstgärten.

Into the rain (forest)

Nach knapp vier Wochen auf Vancouver Island, habe ich Kanada das erste Mal so richtig von einer wilderen und naturgeprägteren Seite kennengelernt. Schon auf der Busfahrt von Victoria nach Ucluelet war ich beeindruckt von der Landschaft und davon das man einfach so zwei Stunden durch einen Nationalpark fährt, wo nichts ist außer Berge, Seen und Regenwald. Gerade wenn man aus so einem dicht besiedelten Land wie Deutschland kommt, ist es beeindruckend so viel unbebaute und unberührte Natur zu sehen.

In Ucluelet, einem kleinen Fischerdorf an der Westküste der Insel, habe ich dann meine ersten Campingerfahrungen in Kanada gemacht, die vor allem sehr regnerisch und doch noch ziemlich kalt waren. Allerdings hatte der Campingplatz eine Sauna, in der ich mich nach kalten Nächten gut aufwärmen konnte. Das Campen hier in Kanada ist sowieso etwas anders als in Europa. So musste ich das Essen zum Beispiel während der Nacht ins Büro bringen, damit die Bären nicht vom Geruch angelockt werden.

Bei dem Regen und dem ungemütlichen Wetter war es dann auch sehr schön mit ein paar Kanadiern am Lagerfeuer zu sitzen, sich am Feuer aufzuwärmen, zu plaudern und ein bisschen kanadisches Bier zu genießen. Die Gegend um Uculuelet und Tofino ist vor allem für die vielen Strände, an denen häufig Wale zu sehen sind und natürlich den Regenwald (gemäßigter Regenwald) bekannt.

Ich hab zwar keine Wale gesehen und auch davon abgesehen eine whale watching Tour zu buchen, da ich den Tieren ihren Freiraum lassen will. Dennoch war ich bei den Wanderungen entlang der Strände sehr beeindruckt zu sehen und zu hören, mit welcher Kraft die Wellen gegen die Felsen prallen.

Auch der Regenwald und der damit verbundene Regen, der sich mir in vollem Maße gezeigt hat, ist beeindruckend. Die meisten Bäume sind von Moosen bewachsen und somit vollkommen in Grün gehüllt. Auch die Größe der Bäume ist sehr gigantisch, sodass man sich daneben winzig klein fühlt.

Neben den Pflanzen bietet Vancouver Island noch eine große Anzahl an wilden Tieren und so konnte ich zwar keine Wale sehen, aber einen Adler aus nächster Nähe (Der Gute wollte sich leider nicht fotografieren lassen). Adler sind für Einheimische hier allerdings nichts Besonderes mehr, sondern eher so normal wie eine Amsel in Deutschland. Von dem kleinen Ort Tofino ging es für mich dann in die etwas größere und sonnigere Stadt Nanaimo, die an der Ostküste von Vancouver Island gelegen ist. Hier konnte ich noch so einige schöne Wanderungen um Seen und durch Parks unternehmen und hab auch meinen Ostersonntag beim gemeinsamen Abendessen und anschließendem Bier mit anderen Deutschen im Hostel verbracht. Es ist wirklich unglaublich wie viele Deutsche man in den Hostels in Kanada trifft. Von Nanaimo ging es dann etwas ungeplant wieder nach Vicotria zurück, wo ich jetzt bis Ende April bleiben werde, um dann auf dem Weg kurz in Richmond vorbeizuschneien und noch meinen letzten paycheck von der Arbeit abzuholen. Die Kanadier haben es irgendwie nicht so mit Überweisungen, das wäre wahrscheinlich zu einfach…

Nach dem ersten Monat, in dem ich jetzt wirklich am Rumreisen war, stelle ich doch immer wieder fest, dass sich das Reisen schwer planen lässt. Also hab ich es aufgegeben zu planen und gucke momentan eher so von Tag zu Tag, was ich mache und wohin es als nächstes geht. „Going with the flow“ nennen die Kanadier das.

Backpackerfeeling

Nachdem ich jetzt für gute 6 Wochen gearbeitet habe und bei Jamie gewohnt habe, habe ich immer mehr gemerkt, dass es Zeit wird weiterzureisen bzw. das Reisen so richtig zu starten. Also hatte ich am Sonntag, den 02. April meine letzte Schicht, die mit einem Weißwein, den mir der Bar Manager spendiert hat, endete. Weil ich dann in einer sehr angedüdelten Stimmung anmerkte, dann der Weißwein sehr gut ist, hat er mir gleich die ganze Flasche geschenkt und ich war zusammen mit der herzlichen Umarmung, die er mir gab, einfach ziemlich gerührt. Der Abend ging dann noch damit weiter, dass ich mit ein paar von den KellnerInnen und einer Managerin Pizza essen war, wobei ich dabei auch freundlicherweise eingeladen wurde. So war das auf jeden Fall ein sehr gelungener Abschied von meinen MitarbeiterInnnen und dem Arbeiten in Kanada. Von nun an heißt es für mich erstmal reisen, die Natur erkundschaften und viele nette Leute kennenlernen.

Da sich irgendwie doch einiges anhäuft, wenn man länger an einem Ort ist und ich durch die Arbeit bedingt auch schwarze Klamotten kaufen musste, musste ich erstmal wieder ein paar Sachen loswerden, um alles wieder passend in meinen Rucksack stopfen zu können. Hierbei kam mein „backpacker feeling“ dann auch wieder richtig auf und es fühlt sich auch sehr befriedigend an mit wenig Sachen reisen zu können.

Alles im Rucksack verstaut ging es dann von Richmond zum Fähranleger in Tsawwassen und von dort mit der Fähre nach Vancouver Island, wo ich dann nochmal den Bus nach Victoria nehmen musste. Obwohl ich noch nicht so lange auf der Insel bin, gefällt sie mir jetzt schon sehr gut und ich bin einfach von der Natur hier sehr beeindruckt. Mitten in der Stadt wachsen beeindruckend große Bäume, oder ragen ein paar Felsen aus dem Boden und auch das Gras hat so einen hellen, satten Grünton. Schon an meinem ersten Nachmittag in Victoria hatte ich das Glück eine Seerobbe zu sehen, als ich an der Küste entlang geschlendert bin. Und das obwohl ich nur 15 Minuten von der Innenstadt entfernt war. Tiere, Natur und Menschen sind hier nochmal ganz anders vereint.

Nach zwei Nächten im Hostel machte ich mich für weitere zwei Nächte auf den Weg zu meiner Couchsurferin Tamar, die zwar ebenfalls in Victoria wohnt, allerdings am ganz anderen Ende der Stadt. Da ich sowieso mal ausprobieren wollte, wie es ist eine längere Strecke mit dem Rucksack zu gehen und das Wetter mal wieder besser als erwartet war, ging ich die 10km zu Fuß und hatte richtig gute Laune während ich mit meinem Rucksack und guter Musik durch die Straßen stapfte.

Park in Victoria

Bei Tamar angekommen, war ich dann mal wieder von so viel Gastfreundschaft und Vertrauen beeindruckt. Als ich ankam war keiner zu Hause, aber sie hatte mir erklärt, dass ich einfach durch die Hinterrür ins Haus gehen kann und das obwohl sie mich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht kannte.

Es war einfach grandios für zwei Nächte bei ihr ein eigenes Zimmer mit einem Bett und sogar ein eigenes Bad zu haben. Das ist für mich einfach gerade richtiger Luxus. Auch mit Tamar habe ich mich super verstanden und wir hatten uns trotz einem Altersunterschied von fast 40 Jahren viel zu erzählen, sodass unsere Gespräche von Politik über Nachhaltigkeit und natürlich Reisen reichten. Ich habe mich bei ihr sehr wohl gefühlt (sie hat sich sogar scherzhaft als meine kanadische Mutter bezeichnet), dass es fast schade war, schon nach 2 Tage wieder zu gehen.

Auf der anderen Seite bin ich natürlich auch total gespannt auf Ucluelet und Tofino, wo der Bus mich gerade hinkuschiert. Hin zum Regenwald, zu Stränden, wo ich vielleicht auch die Möglichkeit habe einen Wal zu sehen. Hin zu noch ein bisschen mehr Wildnis.

Von Loonie’s und Toonie’s

Da Work & Travel ja nicht nur aus dem Reisen, sondern wie der Name schon sagt auch aus Arbeiten besteht, dachte ich schreibe ich mal einen Blogbeitrag über meine Arbeit und meinen Alltag hier.

Ich arbeite jetzt seit ungefähr vier Wochen in der Old Spaghetti Factory und bin sehr froh, dass ich nach den ersten drei Schichten als Tellerwäscherin nun als Busser weiterarbeiten durfte.

Auch diese Arbeit ist nicht besonders kompliziert, nur körperlich am Ende der Schicht ein bisschen anstrengend. Eigentlich besteht meine Hauptaufgabe darin, durch das Restaurant zu gehen, das benutzte Geschirr aufs Tablett zu räumen, das dann den Tellerwäschern zu bringen und anschließend den Tisch abzuwischen und neu mit Messern, Gabeln und Löffeln einzudecken. Dabei lernt man dann auch wie man 30 Messer, Gabeln und Löffel gleichzeitig in einer Hand halten kann. Nicht wahsinnig bereichernd, aber vielleicht ganz nützlich. Bei der Arbeit bin ich dann auch doch immer wieder aufs Neue erstaunt, wie die Gäste es schaffen, innerhalb kürzester Zeit die Spaghetti und ihr sonstiges Essen überall im Restaurant zu verteilen.

Leider kriege ich auch jede Schicht aufs Neue wieder mit, wie viel von dem Essen im Müll landet und ich mich dann frage, warum die Leute sich noch ein Eis oder Brot zum Essen bestellen, wenn sie es nicht mal annäherungsweise anrühren. Diesen verschwenderischen Lebensstil, über den ich mich persönlich ziemlich ärgere, gibt es leider nicht nur in Deutschland, sondern genauso auch hier in Kanada.

Nun zu den schönen Seiten, die der Job mit sich bringt. Das Trinkgeld. Ich bin zwar keine Kellnerin und kriege daher kein Trinkgeld von den Gästen persönlich, aber die Kellner*innen geben einen gewissen Prozentsatz des Geldes an die Busser und das Küchenpersonal weiter, was ich sehr gerecht finde, schließlich arbeiten ja alle dafür, dass die Gäste zufrieden sind. Im Laufe des Abends bekomme ich also von jedem Kellner und jeder Kellnerin mein Trinkgeld, sodass meine Schürze dann voll von Kleingeld und 5 $ Scheinen ist und es dann immer ein bisschen klimpert wenn man rumgeht (ein sehr zufriedenstellendes Gefühl). Die 1$ Münze wird hier übrigens auch „Loonie“ genannt und die 2$ Münze „Toonie“ und von denen kriegt man als Trinkgeld eine ganze Menge.

Beim Fischerdorf Steveston

Ab und zu kommt es dann auch mal vor, dass einer der Kellner*innen mich bittet den Gästen ein Getränk oder ein Baguette zu bringen. Da freue ich mich dann immer tierisch wenn ich mal mit den Gästen direkt in Kontakt komme. Obwohl die Arbeit relativ eintönig ist und auch mal ziemlich stressig werden kann, bin ich sehr zufrieden den Job zu haben. Die anderen aus dem Team sind sehr nett und gerade wenn das Restaurant dann schließt und keine Gäste mehr da sind, macht das Arbeiten besonders Spaß, wo man nett mit den anderen Bussern quatscht und witzelt.

Normalerweise arbeite ich fünf Schichte die Woche, an vier Tagen, weil ich an einem Tag eine Doppelschicht habe. Außer bei der Doppelschicht arbeite ich sonst immer von Nachmittags bis Nachts (so bis 11 oder 12 Uhr nachts). Das ist sicherlich auch ein Grund dafür, warum Berufe in der Gastronomie häufiger von jungen Leuten ausgeübt werden. Jedenfalls habe ich so drei Tage in der Woche komplett frei (wenn ich nicht wie momentan Extraschichten übernehme…) und da bleibt dann immer Zeit Schlaf aufzuholen und ein bisschen von der Umgebung zu sehen. Mit dem Fahrrad was mir Jamie (die alleinerziehende Mutter) geliehen hat, bin ich auch relativ mobil, sodass ich mal eine Fahrradtour am Deich entlang zu dem Fischerdorf Steveston gemacht habe oder nochmal nach Vancouver Downtown, zum Stanley Park und zur Lions Bridge geradelt bin.

Stanley Park in Vancouver
Lions Bridge in Vancouver

Auch hier lässt sich langsam der Frühling blicken und so konnte ich meine ersten kanadischen Krokusse bewundern und bei immer besserem Wetter die Reiselust für Vancouver Island sammeln, was mein nächstes Reiseziel sein wird.